Mikrokredit

Was ist ein Mikrokredit?

Mikrokredite sind Kredite über kleine Beträge, die in der Regel ohne bankübliche Besicherung und bevorzugt als Förderinstrument, zum Beispiel zum Aufbau einer selbständigen Existenz, vergeben werden. Mikrofinanzierungen spielen in der Entwicklungspolitik eine wichtige Rolle. Es gibt solche Angebote aber auch bei uns. Mikrokredite richten sich stets an Zielgruppen, die einen erschwerten Kreditzugang haben und sonst keinen Kredit erhalten würden.

Beispiel: Mikrokreditfonds Deutschland

Die Mikrokredit-Idee in Deutschland geht ursprünglich auf eine Initiative der GLS Gemeinschaftsbank, des Landes Brandenburg und der Gründungswerkstatt Enterprise zurück. Später nahm sich die Bundesregierung der Initiative an, um eine bundesweite Lösung zu schaffen. Das Bundesarbeitsministerium, das Bundeswirtschaftsministerium und die Kreditanstalt für Wiederaufbau riefen 2010 den Mikrokreditfonds Deutschland ins Leben. Mit dem Fonds wurde gleichzeitig ein bundesweites Netzwerk an Mikrofinanzinstituten etabliert, die für die Kreditgewährung und die Abwicklung der Mikrokredite zuständig sind. Als zentrale Koordinierungsstelle fungiert die Grenke Bank AG in Baden-Baden. Der Fonds hat ein Volumen von 100 Mio. Euro. Die Mittel stammen aus dem Bundeshaushalt und aus dem Europäischen Sozialfonds.

Das Mikrokredit-Angebot des Fonds richtet sich an Existenzgründer oder Selbständige am Anfang ihrer Tätigkeit. Besonders gefördert werden sollen Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund. Aber auch andere Personen sind grundsätzlich förderberechtigt. Die Kredite werden ausschließlich für geschäftliche Zwecke vergeben. Wesentliche Bedingung für die Kreditvergabe ist eine überzeugende Geschäftsidee und es dürfen keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Die Mikrokredite können schrittweise vergeben werden. Nach einem Erstkredit kann ein zweiter Kredit beantragt werden usw. Das Gesamtvolumen der Kreditaufnahme ist auf 25.000 Euro begrenzt. Der Kredit muss in monatlichen Raten zurückgezahlt werden. Laufzeit und Ratenhöhe werden den finanziellen Möglichkeiten und dem jeweiligen Geschäftsmodell angepasst. Üblicherweise beträgt die Laufzeit wenige Jahre. Dingliche Sicherheiten werden nicht gefordert, manchmal wird eine Bürgschaft aus dem persönlichen Umfeld verlangt.

Weitere Angebote in Deutschland

Neben dem Mikrokreditfonds Deutschland gibt es bei uns weitere Förderangebote mit ähnlicher Zielsetzung, zum Beispiel das Hessen-Mikrodarlehen der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) oder das NRW.Mikrodarlehen der NRW.Bank. Basis sind entsprechende Förderprogramme auf Landesebene. Die Programme werden über die jeweiligen Landesförderinstitute gesteuert.

Mikrofinanzierungen in der Entwicklungspolitik

Mikrokredite werden in der Entwicklungspolitik häufig genutzt, um die wirtschaftliche Entwicklung in armen Ländern zu fördern. Der Grundgedanke ist dabei der gleiche wie bei Mikrokrediten in Deutschland: Personen, die sonst keinen Kreditzugang haben, sollen mit dem Mikrokredit eine Starthilfe zur Gründung einer selbständigen Existenz erhalten. Auch hier werden oft besondere Personengruppen wie zum Beispiel Frauen gefördert. Die Beträge, um die es dabei geht, machen üblicherweise nur einen Bruchteil der Summen deutscher Mikrokredite aus.

Die Vereinten Nationen sehen in der Mikrofinanzierung einen wichtigen Hebel zur Bekämpfung der Armut. Indien und Bangladesch gelten als Zentren der Mikrofinanzierung weltweit. Hier soll es etwa 75 Millionen Mikrokredite geben. In beiden Ländern leben etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung. Die Kreditnehmer sind oft Frauen; laut einer PWC-Studie beträgt der Frauenanteil bei der Mikrokreditvergabe in Indien 85 Prozent. Ein weiterer geografischer Schwerpunkt der Kreditvergabe ist Afrika. Insgesamt wird die Zahl der Empfänger von Mikrokrediten weltweit auf etwa 150 bis 200 Millionen Menschen geschätzt.