Lombardkredit

Was ist ein Lombardkredit?

Der Lombardkredit ist ein kurz- bis mittelfristiger Kredit, der durch die Verpfändung von Wertpapieren, Bankguthaben oder anderen beweglichen Sachen abgesichert wird. Bei einem Zahlungsausfall kann sich der Kreditgeber an dem Pfandgut "schadlos" halten. Je wertiger das Pfand, umso geringer ist das Ausfallrisiko und umso günstiger ist im Regelfall auch der jeweilige Lombardkredit. Für den Lombardkredit gelten die Vorschriften des BGB über Darlehen (§§ 488 ff. BGB) und über die Verpfändung beweglicher Sachen (§§ 1204 ff. BGB).

Früher wurde der Begriff "Lombardkredit" vor allem im Zusammenhang mit der sogenannten Lombardpolitik der Deutschen Bundesbank gebraucht. Die Bundesbank stellte Kreditinstituten gegen Verpfändung von lombardfähigen Wertpapieren kurzfristige Kredite zur Verfügung. Die Laufzeit war auf maximal drei Monate begrenzt. Der Lombardsatz gab den zu zahlenden Zinssatz an. Mit einer Erhöhung des Lombardsatzes konnte die Bundesbank die Refinanzierung der Banken verteuern und so die Geldmenge einschränken. Niedrigere Lombardsätze sollten den gegenteiligen Effekt erzielen.

Gründung der EZB beendet Lombardpolitik der Bundesbank

Stand zunächst die Diskontpolitik im Fokus der Geldmengensteuerung durch die Bundesbank, erhielt in den 1980er Jahren die Lombardpolitik immer mehr Gewicht. Mit der Gründung der Europäischen Zentralbank 1998 endete die Ära der Lombardpolitik. Sie wurde durch die sogenannte Spitzenrefinanzierungsfazilität der EZB abgelöst. Auch hier werden dem Bankensystem Kredite gegen notenbankfähige Sicherheiten zur Verfügung gestellt. Dafür findet ebenfalls eine Verpfändung von Wertpapieren statt. Der zu zahlende Zinssatz ist der Spitzenrefinanzierungssatz. Der Begriff "Lombardkredit" oder "Lombardpolitik" wird nicht mehr verwendet.

Der Lombardkredit – eine Erfindung aus der Lombardei

Begriffsgeschichtlich verweist das Wort "Lombardkredit" auf die Lombardei, eine norditalienische Region. Hier wurde im Mittelalter nicht nur der Kredit gegen Pfandüberlassung erfunden. Das mittelalterliche Norditalien gilt generell als Wiege des modernen Bank- und Finanzwesens. Nicht von ungefähr haben heute noch viele finanztechnische Begriffe italienische Wurzeln. Von seiner Ursprungsregion Lombardei verbreitete sich die Idee des Lombardkredits über das übrige Europa. Besonders in Frankreich setzte sich diese Kreditform rasch durch und es entstanden dafür eigene Leihhäuser, sogenannte "maisons de lombard". Der Lombardkredit wurde so zur Kreditform schlechthin und erst in der Neuzeit konnten sich daneben auch andere Kreditformen etablieren.

Die Bedeutung des Lombardkredites heute im Kreditgeschäft

Heute wird der Begriff "Lombardkredit" außerhalb des Bankwesens nur noch relativ selten verwendet, auch wenn die Kreditvergabe gegen Verpfändung natürlich weiter existiert. Der Pfandkredit eines Pfandleihers ist nichts anderes als ein klassischer Lombardkredit. Manchmal findet man noch die Bezeichnung Effektenlombardkredit oder Warenlombardkredit:

  • Der Effektenlombardkredit oder kurz Effektenkredit ist ein kurz- bis mittelfristiger Kredit, der mit börsengängigen Wertpapieren als Pfändern besichert wird.
  • Der Warenlombardkredit oder kurz Warenkredit ist ein kurz- bis mittelfristiger Kredit, bei dem Warenbestände als Kreditsicherheit verpfändet werden.

Bei den gängigen Krediten im Privatkundengeschäft der Banken wird dagegen meist auf eine Verpfändung verzichtet. Das gilt zum Beispiel für Dispokredite und Ratenkredite. Solche Kredite werden meist blanko vergeben. Eine Verpfändung von Sachen wäre hier in der Regel viel zu unpraktisch, da die Verpfändung die physische Übergabe des Pfandgutes an den Pfandleiher voraussetzt. Nicht zum Lombardkredit zählen auch Immobiliendarlehen. Hier erfolgt zwar eine Absicherung über Grundpfandrechte (die Pfandidee findet sich hier wieder), Grundstücke sind aber keine beweglichen Sachen.